Doch, es gibt Stellen, wo es sich richtig gut geht, stellten die Mitglieder der AG Lüneburg zu Fuß auf dem Weg zum Bahnhof fest. Gleichzeitig stößt man immer wieder auf Hürden und Hindernisse – und mancherorts ist es sogar gefährlich, hier unterwegs zu sein. Das gilt für den Fußverkehr, aber auch für den Radverkehr, denn für beide gibt es oft wenig Platz.

Hier folgt Teil II des GehChecks mit dem Abschnitt von der Brausebrücke über die Ilmenau bis zum Bahnhof. Ihre Beobachtungen hat die AG mit Fotos und kurzen Texten dokumentiert. Die „Arbeitsgemeinschaft Lüneburg zu Fuß“ hat sich insbesondere die Verbesserung des Fußverkehrs zum Ziel gesetzt. 

„Wir werden auch diesen Teil der Untersuchung weitergeben an die Hansestadt und hoffen, dass sich die Dinge schrittweise zum Besseren wenden“, erklärt Daniela Laudan, Vorsitzende des Behindertenbeirats von Stadt und Landkreis Lüneburg und Mitglied in der AG.

GehCheck Teil II: Von der Brausebrücke zum Bahnhof. Karte: OpenStreetMap Mitwirkende.

Karte: OpenStreetMap Mitwirkende. GehCheck Teil II: Von der Brausebrücke zum Bahnhof

In der zweiten Jahreshälfte 2024 untersuchte die AG Lüneburg zu Fuß den Bahnhof – und den Weg dorthin aus der Innenstadt. Hier sind tagtäglich viele Einheimische und Touristen unterwegs. Wie gut geht es sich hier? Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft entdeckten viele Problemstellen und durchaus aus Positives.

Information: Arbeitsgemeinschaft Lüneburg zu Fuß

Die Arbeitsgemeinschaft Lüneburg zu Fuß ist ein 2023 entstandener Zusammenschluss verschiedener Vereine und Initiativen in Lüneburg, darunter ADFC, Behindertenbeirat, Blinden- und Sehbehindertenverband, FUSS e.V., Lebenshilfe, SoVD und VCD. Die Arbeitsgemeinschaft setzt sich dafür ein, dass der Fußverkehr in Lüneburg mehr Aufmerksamkeit und Geltung bekommt. Sie macht auf die Bedeutung von Barrierefreiheit aufmerksam und will Rücksichtnahme und ein gutes Miteinander fördern.

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  • Mehr Information: https://www.luenepedia.de/wiki/Lüneburg_zu_Fuß

Teil II: Von der Brausebrücke zum Bahnhof 

Station 12 – Foto: FUSS e.V. GehCheck 2024 – Bei der Lüner Mühle

Kommentar: Wie schön hier in der Altstadt! Angenehm zu gehen. Und perfekt: Eine Furt mit glatter Oberfläche führt auf die andere Straßenseite.
Ein Wermutstropfen: Muss dieser Aufsteller wirklich hier im Durchgang stehen?

Station 13 – Foto: FUSS e.V. GehCheck 2024 – Am Werder

Kommentar: Wunderschön, die kleine Anlage Am Werder mit dem Brunnen – im Sommer ein schattiger, kühler Ort durch das viele Grün. Schön wären hier noch Bänke, damit man sich an heißen Tagen im Grünen entspannen kann. Und perfekt: Wieder eine Furt zum Überqueren der Straße!
Aber Vorsicht: Auf beiden Seiten der Anlage tritt man hinter der Hecke und parkenden Autos direkt auf die Straße. Kritisch, denn schnelle Fahrräder oder Pkw nehmen zu Fuß Gehende so erst verspätet wahr.

Station 14 – Foto: FUSS e.V. GehCheck 2024 – Am Werder, Ecke Lünertorstraße

Kommentar: Vorsicht, hier wird es eng! Verkehrswege frei zu halten, fordert Mitdenken und Rücksichtnahme von allen.

Station 15 – Foto: FUSS e.V. GehCheck 2024 – Lünertorstraße

Kommentar: Hier lässt es sich gut gehen: Die Oberfläche ist angenehm und der Weg schön breit. Der Aufsteller und das Restaurantmobiliar sind rücksichtsvoll ganz an den Rand gestellt und stören nicht.

Station 16 – Foto: FUSS e.V. GehCheck 2024 – Kreuzung Schießgrabenstraße

Kommentar: Ein Überweg mit Ampel. Vor der Ampel signalisiert ein taktiles Signalfeld, dass man hier aufpassen muss.
Es gibt auch ein akustisches Signal. Das sollte anzeigen, wann Gehen und Stehen angesagt ist. Doch das funktioniert derzeit nicht.
Gleichzeitig mit den zu Fuß Gehenden haben auch die aus dem  Wasserviertel nach rechts abbiegenden Wagen Grün. Fußgänger:innen fühlen sich hier teils bedrängt.

Station 17 – Foto: FUSS e.V. GehCheck 2024 – Lünertorstraße, Lösegrabenbrücke Südseite

Kommentar: Gehweg, Radweg – wo bin ich hier gerade? Die Kennzeichnung ist völlig unklar. Tatsächlich ist der Radweg auf dieser Seite nicht benutzungspflichtig, Radfahrer können also auf der Fahrbahn fahren und würden so den Fußverkehr nicht behindern.
Problem: Die Radverkehrs-Markierung auf der Kreuzung führt hier auf den Gehweg. Wenn Radfahrende die Fahrbahn nutzen, werden sie häufig von Autofahrenden bedrängt, dass sie auf dem Gehweg fahren sollen.

Station 17 – Foto: FUSS e.V. – Lünertorstraße, Lösegrabenbrücke Nordseite

Kommentar: Das gleiche Bild auf der Nordseite der Brücke: Gehweg, Radweg – wo ist man hier gerade? Der „Radweg“ auf dieser Seite ist benutzungspflichtig, und das, obwohl er viel zu schmal ist. Laut Regelwerken gehört zudem zwischen Geh- und Radweg zur Sicherheit ein mindestens 30 Zentimeter breiter Trennstreifen, der optisch und taktil wahrnehmbar ist. Doch der fehlt vielerorts in Lüneburg. Es macht zu Fuß Gehende Angst, wenn Radler:innen haarscharf vorbeifahren.

Auch wichtig: Wege, die sowieso zu schmal sind, sollten Radfahrende nicht auch noch in falscher Richtung befahren. Sie gefährden damit andere und sich selbst. Darauf macht das aufgesprühte Signal aufmerksam.

Station 18 – Foto: FUSS e.V. – Lünertorstraße, am Ende Lösegrabenbrücke auf der Südseite

Kommentar: Achtung, Engstelle! Fuß- und Radweg sind beide sowieso schon untermaßig. An solchen Engstellen kommt man sich noch leichter in die Quere. Das führt zu Konflikten auf beiden Seiten.

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Station 19 – Foto: FUSS e.V. – Lünertorstraße, Nordseite

Kommentar: Auch auf der anderen Straßenseite sind Fuß- und der benutzungspflichtige(!) Radweg viel zu schmal und es kommt zu Konflikten.
Wie man sieht, besteht außerdem die Gefahr des „Dooring“: Wenn ein Beifahrer die Tür öffnet, besteht höchste Unfallgefahr für Vorbeiradelnde. Der Abstand zu den parkenden Autos soll mindestens 75 Zentimeter betragen und ist hier viel zu gering.
Obendrein stehen hier noch Werbeaufsteller, manchmal auch Tische und Stühle – eine erhebliche Gefährdung.

Station 20 – Foto: FUSS e.V. – Lünertorstraße, Südseite – Radweg

Kommentar: Auch hier sind die Radfahrenden nicht zu beneiden: Ein schmaler Streifen, links die Ladestation und parkende Autos, rechts ein Laternenmast. Radfahren ist hier kritisch.

Station 21 – Foto: FUSS e.V. – Lünertorstraße, Einmündung Altenbrückerdamm

Kommentar: Gefahr! Wer hier zu Fuß auf die andere Straßenseite möchte, wird von den heranfahrenden Autos ganz schlecht gesehen. Auch selbst sieht man sehr schlecht, ob sich ein Wagen von links nähert. An Kreuzungen und Einmündungen sind gute Sichtverbindungen aber sehr wichtig: Sie schützen vor Unfällen.

Station 22 – Foto: FUSS e.V. – Lünertorstraße, Querung Altenbrückerdamm

Kommentar:  Hier geht es sich gut: Die Straße hier hat Kopfsteinpflaster – aber der Überweg für Fuß- und Radverkehr ist extra asphaltiert. Und auf beiden Seiten der Querung finden sich Aufmerksamkeitsfelder für Blinde und Sehbehinderte. Noch besser: Auf der anderen Seite der Kreuzung, wo der Lüner Damm in die Lünertorstraße mündet (siehe Foto Nr. 20), ist die Querung ebenso gestaltet!

Station 23 – Foto: FUSS e.V. – Lünertorstraße, Südseite, Bahnunterführung

Kommentar:  Der Radverkehr wird jetzt auf der Fahrbahn geführt. Zu Fuß fühlt man sich sicherer, wenn der Radverkehr auf einem getrennten Weg verläuft.

Station 24 – Foto: FUSS e.V. – Bleckeder Landstraße, Einmündung Lüner Weg

Kommentar:  Zweimal Zebrastreifen, Signalfelder auf beiden Seiten der Querung, der Radverkehr deutlich abgetrennt geführt – hier fühlt man sich beim Gehen gut und sicher. Ein Lob für die Verkehrsplaner, die hier tätig waren!

Station 25: Foto: FUSS e.V. – Bahnhofstraße Westseite

Kommentar: Wir stehen hier mit dem Rollator und wollen zum Bahnhof. Gerade kam wohl ein Zug an – viele Menschen kommen uns entgegen. Der Gehweg ist zwar knappe 2 Meter breit (eine Platte misst 40 Zentimeter), aber rechts stehen Laternenmasten. An jedem Laternenmasten sind Fahrräder angekettet und verengen den Weg. Mehr Rücksichtnahme ist von allen gefordert.

Unser Fazit: Damit alle gut unterwegs sein können – mehr Rücksicht und mehr Regeltreue gefordert

Was halten wir als Ergebnis fest? Zusammengefasst fehlt es vor allem an zwei Dingen: Rücksicht im Verkehr und Regeltreue bei Verwaltung und Behörden. Unser Fazit erscheint in Kürze!

 

Bahnhof für alle: Die gesamte Analyse

Wie breit müssen Geh- und Radwege eigentlich sein?

Für Geh- und Radwege gibt es keine verbindlichen, einklagbaren Vorschriften. Die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung verlangt aber, dass Planer den allgemein anerkannten Vorgaben für den Straßenbau folgen, wie sie in den Regelwerken der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e. V. – kurz FGSV –  für das gesamte Straßen- und Verkehrswesen in Deutschland festgelegt sind.

Standardbreite eines Gehwegs: 2,50 Meter

Wie die Grafik zeigt, ist auf dem Gehweg ein Sicherheitsabstand von 20 Zentimetern zum Gebäude einzuhalten. Damit zwei Menschen aneinander vorbeigehen können, ist eine Gehwegbreite von 1,80 Meter nötig. Wenn sich direkt die Fahrbahn anschließt, sollte ein Sicherheitsabstand zum Autoverkehr von 50 Zentimetern folgen. Das ergibt eine Gesamtbreite von 2,50 Metern.

Wenn neben dem Fußweg ein Radweg verläuft, verlangen die Regelwerke einen 30 Zentimeter breiten Trennstreifen. Dieser sollte optisch und taktil deutlich erfassbar sein, damit auch Blinde und Sehbehinderte ihn gut erkennen.

Vorgaben der Regelwerke für Geh- und Radwege innerorts mit Maßangaben. Grafik: Dietmar Rudolph. Fuss e.V.:Broschüre zum Herunterladen

AG Lüneburg zu Fuß

Die Arbeitsgemeinschaft Lüneburg zu Fuß ist ein 2023 entstandener Zusammenschluss verschiedener Vereine und Initiativen in Lüneburg, darunter ADFC, Behindertenbeirat, Blinden- und Sehbehindertenverband, FUSS e.V., Lebenshilfe und VCD.

Die Arbeitsgemeinschaft setzt sich dafür ein, dass dem Fußverkehr in Lüneburg mehr Aufmerksamkeit und Geltung verschafft wird. Dafür macht sie auf Barrierefreiheit aufmerksam und will Rücksichtnahme und ein gutes Miteinander fördern.

Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Lüneburg_zu_Fuß