Ein vergünstigtes Sozialticket für Menschen mit geringem Einkommen und zuverlässigen Busverkehr in Hansestadt und Landkreis, das fordert der Fachverband FUSS e.V. Lüneburg. Denn die Fahrpreise sind in den letzten Monaten ganz erheblich gestiegen.
"Das Monatsticket im Landkreis kostet jetzt 49 Euro, der Einzelfahrschein 2,70 Euro - mit kleinem Geldbeutel kann man sich das kaum mehr leisten", so Ansprechpartnerin Julia Born.
Der Landkreis solle sich seiner sozialen Verantwortung bewusst werden, zum Umland aufschließen und zeitnah Angebote für Menschen mit geringem Einkommen schaffen.
Bustickets immer teurer: Menschen mit niedrigem Einkommen zunehmend ausgeschlossen
Der Vorschlag, die Parkgebühren teilweise anzuheben, scheint sich in Lüneburg als Aufregerthema zu eignen. Für Menschen mit geringem Einkommen ist jedoch ein eigenes Auto häufig unerschwinglich. Doch die Preise für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sind für viele zu hoch.
In diesem und letztem Jahr hat es erhebliche Gebührenerhöhungen im Busverkehr gegeben. Menschen, die auf den Busverkehr angewiesen sind, spüren diese Preiserhöhungen deutlich. In Hansestadt und Landkreis Lüneburg sind sie damit völlig allein gelassen. Ein ermäßigtes Sozialticket ist in Landkreis und Hansestadt nicht vorgesehen - im Gegensatz zum Umland.
Teurer unterwegs in Hansestadt und Landkreis
- Einzelfahrschein für Lüneburg: Seit 1. Januar 2024 über 7 Prozent teurer
Der Preis für den Einzelfahrschein im Bereich der Zone C (Lüneburg) stieg zu Jahresbeginn von 2,50 auf 2,70 Euro. - Seniorenabo für Lüneburg und den Landkreis: Monatskarte seit 1. September 2023 über 50 Prozent teurer
Senior:innen in Lüneburg konnten beim hvv für 32,10 Euro eine Senioren-Monatskarte für die Tarifzone Lüneburg kaufen. Durch die Umstellung steigt der Preis von 32,10 auf 49 Euro – über 50 Prozent mehr. Dieser erhebliche Preisanstieg trifft auch die Älteren im Landkreis. - Zuschuss zum Seniorenabo für schlechter gestellte Lüneburger Senior:innen: Offizielle Lösung entfällt
Einwohnende in Lüneburg ab 65 Jahren, die Grundsicherung, Bürgergeld o. Ä. bekommen, erhalten auf Antrag den Seniorenpass. Bis Mitte 2023 gab es für sie zusätzlich einen Zuschuss von 10 Euro monatlich für das Seniorenticket. 10 bis 15 Personen aus der Hansestadt hatten diese Ermäßigung regelmäßig beantragt. Diese Regelung fiel zum 1. September 2023 weg [1].
Zwar sind immer noch individuelle Beihilfen möglich. Eine allgemeine Regelung wurde abgelehnt, anscheinend auch auf Intervention des Landkreises (vgl. Sitzungsprotokoll vom Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Gleichstellung und Ehrenamt am 01.10.2023 zum Antrag „Förderung des Seniorenpasses" der CDU-Fraktion: https://ratsinfo.stadt.lueneburg.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=53778).
Im Landkreis Lüneburg gab und gibt es keinen Fahrtkostenzuschuss für Menschen mit niedrigem Einkommen.
Im Umkreis: Gezielte Unterstützung für Menschen mit kleinem Geldbeutel
Anderswo zeigt man mehr soziale Verantwortung und Daseinsfürsorge. Unterstützung für Menschen mit kleinerem Geldbeutel gibt es zum Beispiel in folgenden Orten im Umkreis:
- Wer in Hamburg wohnt, bekommt einen Sozialrabatt von 30 Euro pro Monat auf alle Zeitkarten. Das Deutschlandticket kostet damit nur 19 Euro (https://www.hvv.de/de/sozialrabatt).
- Im Kreis Lüchow-Dannenberg erhält man die mobiCard. Damit kosten alle Fahrkarten durchgängig die Hälfte (https://mobil-im-wendland.de/mobicard/).
- Im Stadtverkehr Uelzen gibt es einen Sozialtarif, mit dem die Monatskarte 20 Euro günstiger ist (https://www.stadtwerke-uelzen.de/Fahrkarten-2/).
- In Stadt und Landkreis Celle gibt es für Senioren ermäßigte Fahrkarten. Eine Monatskarte für das Stadtgebiet Celle kostet damit 39,90 Euro und ist 5,50 Euro bzw. 12 Prozent günstiger als die normale Monatskarte (https://www.cebus-celle.de/tickets/abonnements/abo-preise/).
Recht auf gesellschaftliche Teilhabe - stattdessen Benachteiligung gegenüber Job- und Semesterticket
Auch und gerade Menschen mit niedrigerem Einkommen haben ein Recht auf gesellschaftliche Teilhabe und Unterstützung, erinnert die Ortsgruppe Lüneburg von FUSS e.V. Sie müssen zum Einkaufen, zum Arzt, wollen Verwandte besuchen, an Ausflügen und Veranstaltungen teilnehmen. Sie dürfen nicht zunehmend von Mobilität und Teilhabe ausgeschlossen werden.
Derzeit zahlen sie aber sogar ein Drittel mehr für das Deutschland-Ticket als Angestellte, die das Jobticket nutzen. Als Jobticket kostet das hvv-Deutschland-Ticket nämlich maximal 34,30 Euro statt 49 Euro. Das Semesterticket auf Basis des Deutschland-Tickets, das im Sommer 2024 kommt, soll es für 29,40 Euro geben.
Dass es für Menschen mit schmalem Geldbeutel keine solche Regelung gibt, ist schlichtweg ungerecht.
Appell an Hansestadt und Landkreis: Angebot für Menschen mit geringem Einkommen schaffen
„Wir appellieren an Landkreis und Hansestadt Lüneburg: Beide sollten zum Umland aufschließen und zeitnah Angebote für Menschen mit geringem Einkommen schaffen. Am sinnvollsten wäre die Einführung eines Sozialtickets. Das wäre auch ein wichtiger Beitrag, um den öffentlichen Verkehr zu stärken, und für eine sozial gerechte Verkehrswende", so Julia Born, Ansprechpartnerin von FUSS e.V. vor Ort.
Die beste Lösung wäre ein bundes- oder landesweites Sozialticket für Empfänger von Bürgergeld oder Grundsicherung. Doch bis dahin sollte zumindest auf kommunaler und Landkreisebene eine Lösung gefunden werden.
Was der Fußgängerverband auch moniert: Zum höheren Preis erhalten die Fahrgäste im Landkreis Lüneburg auch noch eine schlechtere Leistung: Aktuell ist der Fahrplan ausgedünnt und der Busverkehr unzuverlässig, teilweise entfallen Fahrten ersatzlos. Hier muss dringend Abhilfe geschaffen werden.
[1] https://luene-blog.de/preisanstieg-bei-lueneburger-seniorenabo-durch-deutschland-ticket/