Im Oktober 2024 untersuchte die AG Lüneburg zu Fuß den Bahnhofsbereich. Befragt wurden rund 150 Passant:innen: Wie gern hält man sich hier auf? Finden Gäste schnell hilfreiche Informationen? In Teil II ihrer Dokumentation fasst die Arbeitsgemeinschaft für den Fußverkehr in Lüneburg die Ergebnisse zu Information und Aufenthaltsqualität zusammen.
Im Prinzip: Durchaus ansprechend. So die Rückmeldung zum Bahnhofsplatz. Eine Mehrheit sagt trotzdem: Hier ist eindeutig noch Luft nach oben. Noch deutlicher sind die Rückmeldungen auf die Frage, wie gut man hier Informationen findet.
Zwei Drittel der Befragten übten Kritik. Wer wollte, konnte zusätzlich noch einen Kommentar oder Hinweis abgeben. Im Folgenden sind die Rückmeldungen detailliert ausgewertet.
Bahnhof für alle: Wie steht es mit Aufenthaltsqualität und dem Zugang zu Informationen?
Inhalt:
I. Zugang zu Informationen: „Suche die Altstadt, finde mich nicht zurecht“
II. Aufenthalt: Im Prinzip schön gemacht – aber schmutzig, unangenehm, unübersichtlich
III. Vorschläge und Verbesserungsideen
IV. So geht es weiter
Die Ergebnisse in der Übersicht: Zwei Drittel unzufrieden mit Zugang zu Informationen
I. Zugang zu Informationen: „Suche die Altstadt, finde mich nicht zurecht“
Typisch, wenn Gäste aus dem Bahnhofsgebäude herauskommen: Sie werfen einen Blick auf den Bahnhofsvorplatz – und greifen in die Tasche nach dem Handy. Denn auf den ersten Blick ist klar: Hier finde ich keine Information, wie ich in die Innenstadt komme …
Gut für die, die immer mit Handy und Internetzugang unterwegs sind. Und die anderen?
35 Prozent sagten denn auch: Ich komme zurecht – und behelfe mir, wenn nötig, mit meinem Handy. Und ganze 65 Prozent, also zwei von drei Personen, sagten, hier fehlen gut zugängliche und hilfreiche Informationen.
Gewünscht: Gut sichtbare Wegweiser mit Entfernungsangaben
„Suche die Altstadt, finde mich nicht zurecht“, so der trockene Kommentar eines Befragten. Immer wieder wurde bemängelt, dass es keine Wegweiser und Entfernungsangaben gibt. Hilfreich wäre eine Übersichtskarte und akustische Information.
Kritisiert wurde auch die unübersichtliche Gestaltung des Platzes. „Keine wirkliche Willkommenssituation“, befand eine andere Befragte. „Enttäuschend für eine Uni-Stadt“. Immerhin: Wer mit dem Bus weiterfährt, kann sich gut orientieren, so ein Fahrgast.
Eine wichtige Frage auch: Was, wenn jemand aus gesundheitlichen oder anderen Gründen dringend Unterstützung braucht? „Wo bekomme ich im Notfall Hilfe?“
Was Neuankömmlinge sehen – Blick aus dem Bahnhofsgebäude
Auf den ersten Blick durchaus ansprechend: Der Blick auf den Bahnhofsvorplatz bei der Ankunft. Umrahmt von Bäumen, ein Brunnen, das wirkt angenehm. Aber deutlich wird auch: Orientierung findet man hier nicht – deshalb der häufige Griff zum Handy.
- Etwas verdeckt von den Bäumen steht links eine Plakatstele mit Werbung für das Salü – hier orange markiert. Tatsächlich ist auf der Rückseite ein Stadtplan zu finden. Nur dürften den die wenigsten entdecken …
- Der Westbahnhof grüßt als „Spielhalle“. Ist das eine angemessene Eingangssituation nach Lüneburg? Dass es auf der Rückseite Gleise und Bahnhofsbetrieb gibt – darauf finden sich auch keine Hinweise.
II. Aufenthaltsqualität: Im Prinzip schön gemacht – aber schmutzig, unangenehm, unübersichtlich
Die meisten Kommentare befassten sich mit der fehlenden Barrierefreiheit (vgl. FUSS e.V.: mehr). Gleich an zweiter Stelle monierten die Befragten die fehlende Sauberkeit. Herumliegender Abfall, überlaufende Papierkörbe, Taubenkot nahe dem Verkaufsbereich. „Sehr schmutzig“, findet sich immer wieder als Kommentar. „Sollte öfter gereinigt werden!“ Und viele wünschten sich auch eine bessere Beleuchtung im gesamten Bereich.
Problematisch: Die Toiletten
Dabei ausdrücklich auch angesprochen: Die Toiletten. Die Benutzung kostet 1 Euro, es gibt einen Zugang mit Rollstuhl-Schlüssel. Aber: „Teuer und eklig.“ „Ich würde hier nicht auf die Toilette gehen.“ Bemängelt wurde auch, dass beim Geldeinwurf zwar ein Verzehrbon versprochen wird, man aber keinen erhält. Beim Ortstermin fiel auch der sehr schlechte Geruch auf.
Fahrräder und „ewige“ Baustelle
Und immer wieder angesprochen: Die überall herumstehenden und -liegenden Fahrräder. Als Hindernis und Stolperfalle blockieren sie teils mitten im Gehbereich die Zugänge. Bei Dämmerung und Dunkelheit bilden sie eine echte Gefahr. Hier muss eine Lösung gefunden werden. Die Gehbereiche an einem solchen zentralen Ort müssen frei sein.
Auch die gefühlt schon „ewig“ dauernde Baustelle und die langen Bauzeiten für die Fahrstühle wurden wiederholt moniert. „Wann wird endlich das Mobilitätszentrum eröffnet?“
III. Vorschläge und Verbesserungsideen
Die Befragten nannten auch eine ganze Reihe von Verbesserungsideen. Dazu gehören natürlich der Rückbau der Hindernisse und Hürden für Menschen mit Gehbehinderung, wie sie in Teil I der Dokumentation beschrieben sind (FUSS e.V.: mehr).
Verkaufscontainer
- Ein Anliegen, solange der Verkaufscontainer noch hier steht: Ein Vordach würde hier mehr Aufmerksamkeit auf den Eingangsbereich lenken und gleichzeitig Wartenden Schutz bieten.
Vorplatz
- Abends ist es hier recht dunkel. Eine bessere Beleuchtung im gesamten Bahnhofsbereich ist wünschenswert.
- Sitzmöglichkeiten wurden hier von vielen vermisst. Angesichts der störenden Fahrräder wurden Rundbänke um die Bäume vorgeschlagen. Eine pfiffige Idee, die zwei Probleme mit einem Schlag löst! Solche Rundbänke gibt es speziell als Stadtmobiliar (Beispiel: Fa. Runge – Rundbank und runde Bänke).
- Die Raucherzone befindet sich direkt im Eingangsbereich des Bahnhofs. Gäbe es da eine Alternative?
- Die Kiss-and-ride-Zonen sollten überprüft werden. Eine einheitliche wäre besser als die beiden Zonen auf der Nord- und Südseite.
- Auf dem Bahnhofsgebäude, insbesondere im Eingangsbereich, sollten Maßnahmen zur Taubenvergrämung getroffen werden, damit der Bereich nicht verkotet wird.
Treppen
- Die Treppen sollten behindertengerechter gestaltet sein: Sie sollten gut beleuchtet sein und Stufenmarkierungen aufweisen. Angebrochene Stufen sollten zeitnah repariert werden.
- Ein seitlicher Schiebestreifen für Fahrräder und Rollenkoffer wäre sehr hilfreich.
- Wäre es möglich, hier Rolltreppen oder Rampen einzurichten? Beides wäre eine erhebliche Verbesserung und würde eine dringend nötige Alternative zu Treppe und Fahrstuhl schaffen.
Zugang zum Parkhaus auf der Bahnhofsrückseite
- Der Fußweg an der Ostseite des Bahnhofs zum Parkhaus Bahnhof an der Dahlenburger Landstraße ist nachts „gruselig“ und nicht beleuchtet. Hier sollte eine entsprechende Beleuchtung eingerichtet werden.
IV. So geht es weiter
Teil II der Dokumentation der AG Lüneburg zu Fuß fasst die Rückmeldungen zu Aufenthaltsqualität und Informationsmöglichkeiten am Bahnhof zusammen. Auch dieser Teil wird an Stadt und DB weitergegeben mit der Bitte um Nachbesserung. Im Zuge der Umbaumaßnahmen am Gebäude sollte es auch die Chance geben, den Vorplatz ansprechender zu gestalten.
In Vorbereitung ist Teil III mit der Dokumentation des Weges von der Innenstadt zum Bahnhof.
Information: AG Lüneburg zu Fuß
In der AG Lüneburg zu Fuß haben sich Ende 2023 verschiedene Vereine und Initiativen in Lüneburg zusammengeschlossen, darunter ADFC, ALA, Behindertenbeirat, Blinden- und Sehbehindertenverband, FUSS e.V., Lebenshilfe, SoVD und VCD. Die Arbeitsgemeinschaft will dem Fußverkehr in Lüneburg mehr Geltung verschaffen, auf die Bedeutung der Barrierefreiheit aufmerksam machen und Rücksichtnahme und ein gutes Miteinander im Verkehr fördern.
Nächstes Treffen am 14. November 2024
Die Arbeitsgemeinschaft trifft sich regelmäßig alle zwei Monate am 2. Donnerstag (ungerade Monate) um 16:00 Uhr in der Volkshochschule Lüneburg, V2.08 in der 2. Etage. Ein Fahrstuhl ist vorhanden. Das nächste Treffen findet statt am 14. November 2024. Interessierte sind willkommen.
- Kontakt:
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. - Lüneburg zu Fuß: Bahnhof für alle! - Dokumentation Teil I: Barrierefreiheit
Herunterladen: Vollständige Dokumentation Teil I als PDF-Datei - Mehr Information: https://www.luenepedia.de/wiki/Lüneburg_zu_Fuß